Die Bergische Kaffeetafel
Kaffee zu trinken, ist an sich heutzutage
nichts Außergewöhnliches, selbst dann nicht, wenn zum Kaffee
allerlei ausgewähltes Gebäck gereicht wird. Ganz anders
verhält es sich mit der "Bergischen Kaffeetafel", der
bekanntesten kulinarischen Spezialität des Bergischen Landes.
Nicht nur ihre Zusammensetzung macht sie zu etwas Besonderem. Wie
kaum eine andere Mahlzeit stellt sie, indem sie Bergische
Geschichte und Bergische Wesensart gleichermaßen spiegelt, die
Essenz eines Landes dar. Darum handelt es sich auch nicht um eine
beliebige PR-Maßnahme, wenn die Bergisches Land Touristik sich
das Ziel setzt, den ortsunkundigen Reisenden mit dieser
Landesspezialität vertraut zu machen. Das "Bergische"
soll vielmehr in seiner unverwechselbaren Eigenart erfahrbar
werden - und das geht nun mal am besten auf dem Weg über die
"Bergische Kaffeetafel".
Dies "Kaffedrenken met allem dröm on draan"
unterscheidet sich zunächst einmal durch die Zusammenstellung
von allen vergleichbaren Mahlzeiten. Auf einer typischen
Kaffeetafel findet man Hefeblatz mit und ohne Rosinen, Schwarz-
und Graubrot, süßen Brotaufstrich in Form von Honig, Birnen-,
Apfel- oder Rübenkraut, Butter, Quark, Käse, Wurst und
Schinken, Zwieback mit und ohne Zuckerguss und Rodonkuchen sowie
Milchreis mit Zucker und Zimt, backfrische Waffeln nebst heißen
Sauerkirschen und manchmal sogar noch Rührei. Das Angebot
variiert im einzelnen, nur am folgendem läßt sich nicht
rütteln: Reichlich muss es sein, und Reis, Waffeln, Quark,
verschiedene Sorten Brot und Aufstrich sowie Kaffee dürfen auf
keinen Fall fehlen. Wenn es ganz stilecht zugeht, fließt das
belebende Getränk aus dem Zapfhähnchen einer zinnernen
Kaffeekanne, einer "Dröppelmina", deren Name an die
Zeiten erinnert, in denen Filtereinsätze noch nicht in Gebrauch
und demzufolge die Hähnchen nicht selten mit Kaffeesatz
verstopft waren, was wiederum dazu führte, dass der Kaffee nur
"Tröpfchenweise" zu entnehmen war.
»Inhaltsschwere Üppigkeit« füllt den Tisch bei der Bergischen Kaffeetafel |
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Den Namen "Bergische Kaffeetafel" erhielt diese Art Mahlzeit jedoch erst in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts. Erst als man begann, Familienfeiern auch außer Haus, in Restaurants und Gaststätten, zu feiern, als zudem verbesserte Verkehrsanbindungen fremde Reisende ins Land brachten, sah man sich gezwungen, das, was in Jahrhunderten gewachsen, was selbstverständlich, vertraut und deshalb namenlos war, zu benennen. Inzwischen ist die "Bergische Kaffeetafel" zwar zu einer festen Institution geworden und erfreut sich wachsender Beliebtheit, aber nach wie vor stellt sie alle, die nicht eng mit Bergischen Traditionen verbunden sind, vor die Frage, wie und in weicher Reihenfolge man die einzelnen Zutaten zu sich zu nehmen hat. Dazu eine kurze Anleitung zum Schluss: Zu beginnen ist mit einer Weißbrotschnitte, bestrichen mit Butter und süßem Aufstrich und belegt mit einer dicken Reisschicht. Danach hält man sich an die kräftigeren Brotsorten und Käse oder Wurst als Belag. Eine Schnitte mit Butter und Quark beendet die Brotmahlzeit, der man allenthalben noch Kuchen oder Zwieback folgen lässt. Die Waffeln werden zwischendurch verzehrt, auf jeden Fall aber warm, das heißt, sobald sie serviert werden. Den Abschluss der Mahlzeit sollte ein Korn oder Aufgesetzter bilden - schon der besseren Verträglichkeit wegen. Aus eben diesem Grund empfiehlt es sich zudem, den Genuss der "Bergischen Kaffeetafel" mit einer Wanderung durch das Land zu verbinden. Das dient nicht nur der Gesundheit und dem Verständnis... es macht auch einfach Spaß. |
Der Kaffee»dröppelt« stilecht aus der »Dröppelmina« |